Wie das Schicksal eines Marders aus Neustadt ganz Deutschland bewegt

Kaum ein Thema schien Deutschland für einen kurzen Moment am Freitag, den 13. Januar mehr zu bewegen als ein nun berühmter Marder aus Neustadt am Rübenberge. Genauer gesagt: Ein Marder aus Büren, der den Entschluss fasste, den heimischen und modernen Menschen zumindest für einen kurzen Moment den Garaus zu machen. 

Steffen Schlakat-Hagemann | 4. Apr. 2023
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Wie das Schicksal eines Marders aus Neustadt ganz Deutschland bewegt

Verblüffend leicht verschaffte er sich nach Mitternacht Zugang zu einer so genannten Sammelschiene in einem Umspannwerk – und biss beherzt zu. Damit beendete er die Stromversorgung; und auch sein Leben. Ein hoher Preis. Das Ergebnis der Revolte und des Marders posthume sowie tragische Aufmerksamkeit währten dabei noch nicht einmal lang: Nach gerade einmal sieben Minuten war die Versorgung wiederhergestellt und kaum erwähnenswert.

So dachten auch wir. Doch es sollte anders kommen. Ein tragisches Marderunglück, dass in einer Kleinstadt großflächig die Lichter flackern lässt, schien der deutschen Medienlandschaft als ideale Randnotiz zum Wochenende in der Spalte „Kurioses“. Zuerst klingelte das Telefon bei Pressesprecher Steffen durch einen Anruf der HAZ. Nach Klärung der Situation mit dem Netzbereich und Auskunft an die Zeitung, dauerte es nicht lang, bis der Artikel online zu lesen war. „Neustadt: Marder verursacht Stromausfall in zwölf Dörfern“ titelte es auf der Webseite in fetten Lettern. Was folgte, war eine regelrechte Medienlawine: Erst griff die Deutsche Presseagentur die ulkige Geschichte auf. Es folgte ein Beitrag beim NDR, in der Bildzeitung, Süddeutschen, Zeit – bis hin zur Goslarschen Zeitung - und das ist nur eine kleine Auswahl.

Ein kleiner Biss für den Marder. Ein großes Mahl für die Presse. Hoffen wir, dass dieser kuriose Beitrag ein Einzelfall bleibt.

Experte befragt! 

Matthias Röhl ist verantwortlich für die Netzleittechnik des Neustädter Energienetzes. Wir haben ihm zu dem Vorfall ein paar Fragen gestellt.

 

Wie kann ein einfacher Marder einen so großflächigen Stromausfall verursachen?

Der Marder hat die Isolierung von einer 20kV Sammelschiene durchgebissen. Die Sammelschiene gehörte zu einer Haupteinspeisung.

 

Warum konnte die Versorgung so schnell wiederhergestellt werden?

Die Haupteinspeisung ist redundant ausgelegt und alles ist fernsteuerbar. Das Netz wurde durch eine Fernumschaltung auf eine zweite Haupteinspeisung wiederversorgt. Der beschädigte Teil blieb ausgeschaltet und wurde durch Personal vor Ort geprüft und repariert.

 

Was macht eigentlich die Netzleitwarte?

Die Netzleitwarte überwacht durch viele Sensoren im Netz über alle Energiesparten den Zustand des Netzes. Im oben genannten Fall strömten viele Alarme ins System. Unter den knapp 100 ausgefallenen Stationen gab es rund 15 fernüberwachte, die einen Spannungsausfall gemeldet haben. Das ist möglich, weil die fernüberwachten Stationen batteriegepuffert sind. Analog zum menschlichen Körper ist das Netzleitsystem wie das Gehirn. Es steuert und überwacht und bei einer Verletzung des Systems gibt es entsprechende Warnungen aus.

Hier schreibt Steffen

Hier schreibt Steffen

Steffen ist Pressesprecher und Leiter des Marketings bei den Ideenstadtwerken.

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