Ingo Schlei, Leiter Produktmanagement und Energiewirtschaft, verantwortet das Projekt seitens der Ideenstadtwerke. Er weiß noch genau: „Das erste Projekttreffen mit der Initialzündung hat am 19. März stattgefunden.“ Gute acht Monate später bilden 880 Solarmodule an der Nienburger Straße mit Abstand die größte Fotovoltaikanlage auf einem städtischen Gebäude.
Die Fotozellen erzeugen knapp 300 Watt. Wenn die Bedingungen optimal sind, also bei zahlreichen Sonnenstunden in Kombination mit einer idealen Ausrichtung, leisten alle Module zusammen 300.000 Kilowattstunden pro Jahr. Damit können hundert Zwei-Personen-Haushalte für ein Jahr versorgt werden. Übertragen auf Neustadt reicht der erzeugte Strom aus, um Evensen und Averhoy zu versorgen. Gleichzeitig spart die Anlage rund 120 Tonnen Kohlenstoffdioxid ein. Um den Aufbau haben sich das Bauunternehmen Goldbeck und die Photovoltaik-Installationsfirma EnkL gekümmert. „Die Zusammenarbeit hat super funktioniert“, erzählt Ingo Schlei. Komplikationen gab es dafür bei den Vorgaben: „Mitten in der Bauphase hat sich die Gesetzeslage geändert und wir mussten Zusatzkomponenten verbauen. Zum Glück konnten wir schnell reagieren, sämtliche Änderungen berücksichtigen und die Anlage auf den aktuellen Stand setzen“, berichtet der Ideenstadtwerke-Projektleiter.
Vom Dach in die Steckdose
Drei Kabel, dick wie Unterarme, leiten die Energie in den Schaltschrank im Gebäude. Von dort aus fließt der Strom in die Trafostation auf dem Gelände. Zwar wird der auf dem Feuerwehrdach erzeugte Strom an der deutschen Strombörse gehandelt, sodass aufwändige Messkonzepte für Einspeisungen eingesetzt werden mussten, trotzdem bleibt die Energie vor Ort. Ingo Schlei veranschaulicht „Strom ist klug – er geht den kürzesten Weg.“ Deshalb steht der in Neustadt erzeugte Strom allen Neustädter*innen durch die lokale Nähe zur Verfügung.
Von Paris nach Neustadt
Jörg Homeier leitet den Fachbereich für Infrastruktur der Stadt Neustadt. Er hat das Projekt koordiniert und saß bei den politischen Beratungen mit am Tisch. Was den Ausschlag zum Bau gegeben hat? „Die Fridays-for-Future-Bewegung hat auch auf lokalpolitischer Ebene für ein echtes Umdenken gesorgt“, erzählt der Bauamtsleiter. „Wir setzen das Pariser Klimaabkommen über das Aktionsprogramm Klimaschutz und Stadtentwicklung hier vor Ort um und stärken den Ausbau regenerativer Energien.“ Unterstützung bekommt die Stadt von ihrem hundertprozentigen Tochterunternehmen – den Ideenstadtwerken.
Und wie geht’s nun weiter? Der Fachbereichsleiter verrät: „Nächstes Jahr wird die Anlage noch mal erweitert. Die Dachfläche bietet noch ausreichend Fläche für den zweiten Teil – der wird dann auch den Eigenbedarf der Feuerwehr decken.“ Außerdem haben die Ideenstadtwerke in der Zwischenzeit schon das nächste Fotovoltaik-Projekt abgeschlossen – aber das war für den Konzern ein Heimspiel. Mehr dazu in der nächsten Ausgabe.
Hier schreibt Sonja
Sonja kümmert sich um die Social-Media-Kanäle und das Marketing der Ideenstadtwerke.
Ingo Schlei
arbeitet seit über 26 Jahren im Ideenstadtwerke-Konzern und ist ein Experte im Bereich nachhaltiger Energiekonzepte.